Das Krankheitsbild
Als grauer Star oder Katarakt wird die Trübung der körpereigenen, ursprünglich kristallklaren Linse bezeichnet, die hinter der Iris für eine dynamische Fern-Nahumstellung der Brennweiten unseres Auges verantwortlich ist.
Die Eintrübung erfolgt meist mit zunehmendem Alter schleichend und wird vom Betroffenen zunächst kaum bemerkt. Ebenso kann der Graue Star angeboren sein und sollte dann so früh wie möglich operiert werden. Andere Ursachen der Linsentrübung sind Strahlenbelastung und Medikamente (z.B. Kortison, Chemotherapie).
In Abhängigkeit von unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen sind die damit verbundenen Symptome bei der Verschlechterung der Sehfähigkeit nicht immer gleich, die sich je nach Befund wie folgt darstellen:
- Verschlechterung der Sehschärfe unabhängig von der Brillenkorrektur für Nähe und Ferne
- erhöhte Blendungsempfindlichkeit
- Verschlechterung des Dämmerungs- und Dunkelsehens
- verändertes Farbsehen
Grauer Star – Operation
Operationsvorbereitende Maßnahmen
Da wir bei der heutzutage durchgeführten Linsenaustauschoperation über eine Technik verfügen, um mit hoher Voraussagbarkeit und Präzision die Sehfähigkeit und Fehlsichtigkeit zu behandeln, wird bei der präoperativen Diagnostik gegenwärtig die Untersuchung der Brechkraft der einzupflanzenden Linse (IOL) hochpräzise mit dem IOL Master, sowie der Pentacam HR empfohlen.
Hier entscheidet sich auch, welcher Typ von IOL sich am besten für den operativen Eingriff anbietet, da bei jedem Menschen der individuelle Bau der Länge des Auges sowie die Krümmungsverhältnisse der Hornhaut differieren (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung).
In einzelnen Fällen werden auch Speziallinsen eingesetzt, um ein bestmögliches optisches Ergebnis zu erzielen.
Grauer Star – Vor der Operation
Vor dem OP-Termin benötigen wir die von Ihnen unterschriebene Einverständniserklärung sowie einen Bericht Ihres Hausarztes über allgemeine Krankheiten oder Risiken.
Patienten mit Medikamenten zur Blutverdünnung sollten diese 3 Tage vor dem Eingriff absetzen (z.B ASS/Aspirin). Marcumar sollte vor dem Eingriff abgesetzt werden, damit der Gerinnungswert bei ca. 40 – 50% liegt (bitte mit dem Hausarzt Rücksprache halten). Patienten für eine geplante Vollnarkose erhalten noch eine Voruntersuchung durch den Anästhesisten.
Am Operationstag können Sie (außer bei Eingriffen in Vollnarkose) morgens noch ein leichtes Frühstück einnehmen. Bitte kleiden Sie sich bequem und nehmen Ihre Medikamente wie gewohnt ein. Zu uns kommen Sie am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Sie lassen sich bringen. Selber mit dem Auto fahren können Sie nicht. Für die Operation können Sie in der Patientenschleuse Jacke, Mantel usw. ablegen. Sie werden von uns mit sterilem Kittel und Kopfhaube versorgt und in den Vorraum des Operationssaales gebracht. Hier werden die Geräte zur Überwachung Ihrer Herz- und Kreislauffunktionen angeschlossen und die örtliche Betäubung vorgenommen. Sie werden in den Operationssaal gebracht und unter dem Operationsmikroskop positioniert.
Grauer Star – Anästhesie / Betäubungsverfahren
Örtliche Betäubung
Die Operation erfolgt meistens in örtlicher Betäubung in seltenen Bedarfsfällen in Vollnarkose. Die örtliche Betäubung erfolgt in Absprache entweder durch eine Injektion neben bzw. hinter das Auge oder durch die mehrfache Anwendung betäubender Augentropfen.
Vollnarkose
In seltenen Fällen z.B. bei mangelnder Voraussehbarkeit der Kooperationsfähigkeit, Angstzuständen etc. kann auch auf eine Vollnarkose zurückgegriffen werden. Diese Patienten erhalten noch eine Voruntersuchung durch den Anästhesisten.
Grauer Star – Das operative Vorgehen
Der Eingriff ist schmerzfrei und dauert in den meisten Fallen nicht länger als 20 Minuten.
Nach der Reinigung und Desinfektion des Auges und der Lider beginnt der Eingriff, von dem Sie nicht viel bemerken werden. Bitte liegen Sie während dieser Zeit möglichst ruhig.
Bei der Staroperation wird durch einen kleinen Tunnelschnitt am Rande der Hornhaut ein Instrument in das Auge eingeführt. Mit Ultraschall und einem Saug-Spülverfahren – oder das schonende Linsenfragmentierungsverfahren mittels Nanolaser – wird das harte Linseneiweiß zerkleinert und abgesaugt. Die Kapsel der Linse und ihre Aufhängung am Strahlenkörper werden im Auge belassen. In der eigenen Linsenkapsel wird eine Kunstlinse verankert, die durch den kleinen Schnitt implantiert wird.
Nach dem Eingriff wird das Auge mit einer Klappe abgedeckt. Sie erhalten von uns für den Abend noch ein Medikament, den Tropfplan mit genauer Anweisung sowie ein Informationsblatt über das Verhalten nach der Operation und können (allerdings nicht selbst mit PKW) nach Hause fahren.
Eröffnen sich während der Operation unvorhersehbare Situationen, ist ein Abweichen von der ursprünglichen Operationsplanung oder eine Operationserweiterung möglich.
Risiken
Trotz der heutzutage durchgeführten Qualitätssicherungsmaßnahmen können allgemeine OP Risiken wie im Folgenden aufgelistet nicht ganz ausgeschlossen werden:
- Blutungen
- Infektionen
- Hornhauttrübungen
- Netzhautablösung
- vorübergehende sekundäre Augeninnendruckerhöhung
- Blendungsempfindlichkeit
Der Nachstar
Eine postoperative Nachtrübung der körpereigenen Linsenkapsel die als natürliche Aufhängung der IOL dient, nennt man Nachstar. Dieser Prozess ist bei einem Teil der Patienten bekannt und kann bei Auftreten einfach und schmerzfrei mit dem Neodym-Yag-Laser dauerhaft behandelt werden.
Verhaltensmaßnahmen nach der Operation
- Vermeiden sie Reiben und Druck am operierten Auge
- Nehmen Sie die verordneten Medikamente nach Maßgabe des Augenarztes ein
- Vermeiden Sie stärkere körperliche Anstrengungen
- Vermeiden Sie Wasser ins operierte Auge zu bringen
- Fahren Sie erst nach Rücksprache des Augenarztes wieder eigenständig Auto
- Schützen Sie bei Bedarf das operierte Auge mit Sonnenschutz
- Bei erneut auftretenden Schmerzen und Rötung oder Sehverschlechterung des operierten Auges suchen Sie unmittelbar den Augenarzt auf
Nanolaser
Bei dem neuartigen Verfahren mit Nanolaser-Technologie, handelt es sich bei der Entfernung der Augenlinse um eine Weiterentwicklung der MICS (Minimalinvasive Kataraktchirurgie). Im Gegensatz zum herkömmlichen Linsenverflüssigungsverfahren (Phakoemulsifikationsverfahren) mit dem Ultraschall, wird hier die körpereigene Linse durch ein Laser-Disruptiv-Verfahren ohne Wärmeentwicklung zerkleinert und abgesaugt um im Anschluss die künstliche Intraokularlinse im Kapselsack zu zentrieren.
Der wesentliche Vorteil liegt hier bei der Applikation von kalter Wärmeenergie bei der Zerkleinerung gegenüber dem herkömmlichen Ultraschallverfahren bei dem deutlich Wärme freigesetzt wird. Diese führt in nicht unerheblichem Maße zu einer Beeinträchtigung der Endothelzellen der Hornhautrückfläche.
Die Endothelzellen der Hornhaut stellen die wesentliche Struktur dar, welche für die Transparenz und Entwässerung der Hornhaut verantwortlich ist. Kommt es zu einer übermäßigen Dezimierung von funktionsfähigen Zellen, über einen Grenzwert hinaus, muss man auf eine Teiltransplantation der Hornhaut mittels DMEK (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) zurückgreifen, da die Zellen nicht regenerieren.
Deshalb wird heutzutage das Nanolaserverfahren als Goldstandard zur Vermeidung des Verlusts von weiteren Endothelzellen empfohlen.
Darüber hinaus werden im Laserverfahren Einmalinstrumente verwendet. Dem Hygieneschutz wird besondere Rechnung getragen, da bei der Laseroperation Einmalartikel eingesetzt werden.
Ihre Vorteile im Überblick
- Schonende Chirurgie
- Geringstmögliche Energiebelastung
- Minimale Einwirkung auf die Hornhaut und umliegende Strukturen
- Hygienische Einmalinstrumente
Premiumlinsen
Bei besonderem Aufbau des zu operierenden Auges und dem eigenen Wunsch weitgehende Brillenfreiheit zu erreichen, werden Sonderlinsen empfohlen.
Bei starker Hornhautverkrümmung werden mit besonderer OP- Planung spezielle torische IOL eingeführt. Hierfür wird eine gesonderte Beratung des Betroffenen über Schnittführung etc. durchgeführt.
Bei Wunsch auf Brillenfreiheit im Nah- und Fernbereich werden besondere multifokale Linsenoptiken ins Auge eingebracht. Auch hierfür wird vor der Operation eine gesonderte Beratung durchgeführt.
Liberty Linsensystem
Als neueste Variante bietet sich auch der Einsatz eines 2-Linsensystems in einer einseitigen Implantation an.
Dabei wird die Basislinse nach altbewährter Methode in den Kapselsack eingebracht und die multifokale Optik in den Spalt zwischen vorderer Linsenkapsel und Iris (sulcus ciliaris) eingebracht. Der Vorteil besteht darin, dass bei postoperativ unerwarteter Korrektur, die vordere Linse nochmals ersetzt oder entfernt werden kann um Brillenunabhängigkeit zu erlangen.
Dieses Zweilinsenverfahren kennen wir bereits seit Jahren von Patienten welche einen deutlichen Korrekturbedarf nach bereits erfolgter Linsenimplantation haben.
Add-on- Linsen
Diese Linsen sind geeignet bei Patienten, die bereits einen Linsenaustausch erhalten haben aber noch Korrekturbedarf benötigen oder um eine Brillenunabhängigkeit zu ermöglichen.
Die folgenden Beispielbilder zeigen die unterschiedlichen Bildverhältnisse bei Korrektur mit verschiedenen IOLs.
Korrektur auf die Nähe
Korrektur auf die Ferne
Multifokale IOL